Borneos Umwelttragödie nimmt im indonesischen Teil der Insel, der über zwei Drittel von Borneo ausmacht, ihren rasanten und tragischen Verlauf. Die einst mächtigen Wälder Kalimantans sind bereits der Forst- und Palmöl-Industrie zum Opfer gefallen: Es ist ein erschreckendes Bild, welches jeden Kalimantan-Besucher zutiefst erschüttert.
Während die Gier der nach tropischen Böden verlangenden Palmöl-Industrie fast keine Urwälder in Malaysia verschont hat, sind in den unzugänglichen Bergregionen Nord- und Zentralkalimantans jedoch noch große intakte Wälder erhalten. Dabei handelt es sich um die letzten großen Waldgebiete des einstigen legendären Borneo-Dschungels und die allerletzten Zufluchtsorte der artenreichen Inselflora und Fauna.
Doch es ist ungewiss, wie lange noch die letzten großen Tiefland-Regenwälder Nordkalimantans dem unaufhaltsamen Anmarsch der zerstörerischen Palmöl-Industrie standhalten können. Die indonesische Regierung handelt offenbar lediglich im Interesse der Palmöl-Lobby und ist unfähig, die eigene Bevölkerung zu schützen –geschweige denn sein einzigartiges Naturerbe.
Menschen werden ihres Landes einfach beraubt, Urvölker vertrieben. Orang-Utans, die ihre Nahrung in den Plantagen suchen müssen, werden frei geschossen. Illegale Abholzungen sind mit bis zu 80 % aller Abholzungsmaßnahmen in Indonesien die Regel geworden. Dabei entstehen Ölplantagen oft nicht mal an zuvor für die Holzindustrie kahl geschlagenen Flächen. Noch immer rechnet sich der Ölpalmenanbau fast nur, wenn der Plantagenbesitzer zuvor die edlen Tropenhölzer verkauft. Deshalb nimmt die Expansion des gerodeten Waldes kein Ende.
Angesichts der Inkompetenz und Unfähigkeit des korrupten indonesischen Staats ist der Erhalt der letzten großen Urwälder Borneos ausschließlich den Händen von Umweltorganisationen anvertraut, die ihr bestes geben, um Projekte für die Förderung von Ökotourismus auf die Beine zu stellen. Doch alle Anfänge sind schwer: Ohne die richtige Infrastruktur, mit der die schwierigen Zugänglichkeit der Nationalparks und ohne öffentliche Finanzierungs- und Vermarktungsmöglichkeiten sind es nur sehr wenige Abenteurer, die ihren Weg in die letzte erhaltene Heimat der Orang-Utans finden. Um so ratsamer, die abenteuerliche Reise abseits aller getretenen Pfade jetzt anzutreten – bevor die Grosskonzerne es tun.
Ostkalimantan wartet mit den zugänglichsten Zielen für Naturfans auf, mit den besten (und anspruchsvollsten!) Trekkingmöglichkeiten der Insel, mit einigen interessanten Erfahrungen mit der Arbeit von BOS und Borneos zweitbestem Tauchgebiet nach Sipadan. Eingangstor ist die Stadt Balikpapan an der Ostküste, welche man ausschließlich über Singapur, Java oder von Tarakan (mit Anschluss aus Tawau in Sabah) erreicht. Ein guter Anschluss nach einer Sabah-Rundreise könnte die Route Tarawan-Derawan-Samboja-Kutai sein.
Zentral-Kalimantan beherbergt Borneos bekannteste Attraktion, den Tanjung Puting Nationalpark, den Ort, der dafür bekannt ist, dass hier die zahmen und halbzahmen Orang-Utans beobachtet werden können. Die Hauptstadt Pankalan Bun wird als Einstiegsort von Java schnell erreicht. Von der Stadt Palangkaraya aus bieten sich Reisen in einige der unzugänglichsten Gebiete Borneos an, diese Gegend eignet sich für Borneo-Wiederholer, die einen ausgeprägten Sinn für Abenteuer haben und dafür bereit sind, etliche Strapazen auf sich zu nehmen.
Weit verstreut um die Provinzhauptstadt Pontianak in Westkalimantan herum liegen einige touristisch nicht gut erschlossene Nationalparks, die man mit einem vorigen Besuch Sarawaks gut verbinden könnte.
Die schönsten Reiseziele in Kalimantan
Millionen von orangefarbenen ungefährlichen Quallen, unzählige Meereschildkröten und Mantas und Walhaie sind nur einige der wahnsinnigen Überraschungen, die dieses von Gott und der Welt vergessene Archipel parat hat.
Der unvorstellbar riesige Kayan Mentarang-Nationalpark in Kalimantan ist das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet Südostasiens.
Das Erlebnis, mit dem traditionellen Borneo-Hausboot über die Flußarme des Senkoyer-Flusses zu gleiten und damit an die bekannten Rehabilitationszentren für Orang-Utans zu fahren, sind etwas, dass man sich nicht entgehen lassen sollte.
Im vor 20 Jahren komplett entwaldete 1.800 km² großen Areal nah dem Dorf Samboja unterhält die Umweltschutzorganisation BOS mehrere Rehabilitationszentren für gefährderte Tierarten, in denen Besucher willkommen sind.